Rauschvon John GriesemerHörspielSWR 2005Dauer: 5 Stunden 59 Minuten 08 SekundenDas erste Transatlantikkabel soll gelegt werden, doch es reißt wieder und wieder. Das größte Schiff aller Zeiten soll zu Wasser gebracht werden, doch es weigert sich, vom Stapel zu laufen. Wir schreiben das Jahr 1857, der amerikanische Ingenieur Chester Ludlow hat sich der Idee verschrieben, Amerika und Europa mit einem Telegrafenkabel zu verbinden. Dies entfremdet ihn seiner Frau Franny, die auf den tragischen Tod ihrer Tochter zurückblickt. Während sie in spiritistischen Sitzungen Kon-takt zur Toten aufzunehmen versucht, wird Ludlow zum Pionier der Drahtkommunikation. Zwischen beiden Polen irrt ruhelos der Halbbruder und Schwager Otis, der technische Begeisterung und spirituelle Sehnsucht in eins fließen lässt. »Rausch« handelt von Technik und Sehnsucht, von Schiffen im Sturm, Männern in der Schlacht, von Pianistinnen, Schauspielerinnen und Huren, von Lebemännern und Schamanen, vom amerikanischen Bürgerkrieg und vom Aufbruch in das Informationszeitalter.Um Geld für das Pionier-Projekt zu sammeln, die Verlegung des Transatlantikkabels, das »den großen Globus kleiner machen wird«, begibt sich der amerikanische Ingenieur Chester Ludlow mit einer illustren Theatertruppe auf Reisen. Dabei verliebt er sich in Katerina, die Ehefrau des genialen Theater-technikers Lindt, während seine Frau Franny, zurückgelassen im heimischen Maine, sich mit seinem Bruder Otis, dem »Genie ohne Kompass« auf spiritistische Experimente einlässt. Sie will Kontakt zu ihrer verstorbenen Tochter aufnehmen. Und dann ist da noch Jack Trace, ein Zeichner und Journalist. Auch für ihn werden die »Great Eastern« und das Trans-atlantikkabel zu entscheidenden Wendepunkten in seinem Leben. »Signal & Noise« heißt Griesemers Roman im Original. Was ist Botschaft und was ist bloßes Rauschen? Dieser Frage haben sich fast alle seine Figuren zu stellen.Nach zahlreichen Fehlschlägen gelingt es Cyrus Field, Präsident der Atlantic Telegraph Company und von der Presse zum Lord Cable erhoben, das Telegrafenkabel über mehr als 3000 Kilometer Meeresgrund abzurollen und zwei Kontinente miteinander zu verbinden - mit Hilfe der »Great Eastern«, die vom unren-tablen Luxusdampfer zum Kabelschiff umge-rüstet wurde. Noch 1857 war ein gewöhnlicher Brief zwischen Europa und Amerika mehrere Wochen unterwegs, Zeitungsnachrichten aus Übersee waren im besten Fall zehn Tage alt. Das Kabel reduzierte die Nachrichtübermitt-lung dann auf Minuten - ein großer Schritt für die Menschheit, größer als der von Edwin Armstrong 100 Jahre später auf dem Mond. Denn mit der überseeischen Telegrafie brach das Zeitalter globaler Kommunikation an.
Übersetzung aus dem AmerikanischenIngo Herzke
RegieLeonhard Koppelmann
MusikHenrik Albrecht