Das Geisterschiffvon Margareth ObexerHörspielWDR 2006Dauer: 1 Stunden 14 Minuten 29 SekundenUm Weihnachten 1996 ertranken fast 300 Flüchtlinge vor der Südküste Siziliens. Wochen später fanden Fischer Leichenteile in ihren Netzen. Einzelne gingen zur Küstenwache, doch als diese nichts unternahm, warfen die Fischer die Körper zurück ins Meer. Sechs Jahre lang behielt das Dorf den Vorfall für sich, der untergegangene Kutter wurde offiziell zum "Geisterschiff" erklärt, bis eine italienische Tageszeitung mit Unterwasserbildern den Beweis von der Existenz des Schiffes erbrachte. Prominente wie Romano Prodi und Dario Fo schickten Petitionen an die italienische Regierung, in denen sie aufgefordert wird, das Schiff zu bergen. Da es knapp ausserhalb der italienischen Hoheitsgewässer liegt, wäre die Bergung keine Verpflichtung, sondern eine rein humanitäre Angelegenheit. Bis auf den heutigen Tag ist jedoch nichts geschehen. Diese Fakten nimmt die Theater- und Hörspielautorin zum Anlass, mit wechselnden Perspektiven auf dieses Ereignis zu reagieren. In fiktiven Dialogen auf der Basis intensiver Recherchen am Ort des Geschehens gestaltet Margareth Obexer eine eindringliche Stimmenkomposition, die mit Elementen des "fliegenden Holländers" und der Apokalypse ein modernes Requiem darstellt.
KompositionHaarmann
RegieMartin Zylka