Alles umsonstvon Walter KempowskiHörspielHR, WDR 1984Dauer: 49 Minuten 49 SekundenDer detailversessene Protokollant seiner Familiengeschichte (die zugleich eine so typisch deutsche Geschichte ist), hat auch für seine Hörspiele eine eigene Sprache gefunden. Der objektivierende, distanziert ironische Ton seiner Prosa ist abgelöst durch persönlichere, manchmal fast ungeschützt private Töne. Das 1980 urgesendete Hörspiel "Moin Vaddr läbt", für das der Autor den Hörspielpreis der Kriegsblinden erhielt, war eine Auseinandersetzung der damals 50-Jährigen mit der Vätergeneration. Nicht nur die Schuld von 12 Jahren Nazidiktatur haben sie auf sich geladen, die Väter - sie haben auch ihre Söhne um die väterliche Bezugsfigur betrogen. Noch heute, das war Thema des Hörspiels, suchen die Söhne vergeblich nach einem Vater, der statt Ablehnung ihre Liebe verdient. Walter Kempowskis Hörspiel "Alles umsonst" aus dem Jahre 1984 ist als Pendant zu "Moin Vaddr läbt" zu sehen. Diesmal geht es um die Klärung des Mutterbildes: "Jede Mutter ist schuld daran, daß ihr Kind auf der Welt ist, also auch die Schmerzen, die das Kind in der Welt erleidet, gehen auf das Konto der Mutter. Irgendwann, ob bewußt oder unbewußt, wird das Kind sich dafür rächen, es fügt seinerseits der Mutter Schmerzen zu. Um ihre alte Schuld zu tilgen, wird die Mutter vorschnell verzeihen - nicht ahnend, daß sie das Kind, das an der verdienten Strafe ablesen will: der Schmerz ist angekommen, dadurch endgültig in den Haß treiben kann." (Walter Kempowski).
MusikPeter Zwetkoff
RegieHorst H. Vollmer
Maria Wimmer
Ernst Jacobi